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Wolfisberg tobt nach Infoveranstaltung zu geplantem Asylheim

«Schlag ins Gesicht»
Ende Juli ist Schluss mit Speis und Trank im Wolfisberger Hotel-Restaurant Alpenblick. Bevor dort bis zu 120 Asylsuchende einziehen sollen, wurde am Dienstag die Bevölkerung informiert. Was die Anwohnenden von der Asylunterkunft halten, siehst du im Video.
Publiziert am Mi 21. Juni 2023 14:52 Uhr

180 Einwohnerinnen und Einwohner leben im oberaargauischen Wolfisberg, das zur Gemeinde Niederbipp gehört. Seit vergangener Woche herrscht Aufruhr im Dorf. Im Herbst wird das Restaurant Alpenblick zu einer Asylunterkunft umfunktioniert. Insgesamt soll die Unterkunft Platz für bis zu 120 Asylsuchende bieten. Die Gemeinde fühlt sich dabei vom Kanton überrollt.

Am Mittwochabend wurden die Anwohnerinnen und Anwohner über die Unterkunft informiert. Dabei hatten sie die Möglichkeit, den Verantwortlichen Löcher in den Bauch zu fragen. In den Wortmeldungen machte sich viel Unverständnis breit.

Viele Fragen bleiben offen

Gemeindepräsidentin Sibylle Schönmann (SVP) sagt im Anschluss an den Informationsanlass: «Ich bin immer noch ernüchtert. Den Bewohnerinnen und Bewohnern von Wolfisberg und Niederbipp geht es dabei ähnlich.» Einerseits teile man die Sorgen aus der Bevölkerung, andererseits kommen von Gemeindeseite her Sorgen bezüglich der Infrastruktur und der Finanzierung hinzu.

Sie beklagt, dass viele Fragen an diesem Abend nicht beantwortet wurden und sogar neue aufgetaucht sind. Etwa die Frage, was für Leute kommen und wann. «Das weiss der Kanton wohl selber nicht», schildert Schönmann ihren Eindruck. Entsprechend gross sei der Frust.

Manuel Michel, Vorsteher des Amts für Integration und Soziales beim Kanton Bern, sagt nach der Veranstaltung: «Wir haben eine emotionale Angelegenheit erwartet. Mir ist es ein Anliegen, dass die Anwohnenden aus erster Hand hören, was der Kanton plant.» Er betont, die Sorgen der Bevölkerung ernst zu nehmen. Allerdings habe der Kanton auch den Auftrag, die Asylsuchenden unterzubringen.

Michel sagt: «Es besteht eine hohe Not bei der Unterbringung.» Um die Situation bewältigen zu können, brauche es zusätzliche Kollektivunterkünfte wie jene in Wolfisberg. «Der Alpenblick wurde uns angeboten und eignet sich aus unserer Sicht sehr gut.» Zudem zeigten die Erfahrungen aus Gurnigelbad bei Riggisberg, dass sich der anfängliche Sturm um die Kollektivunterkunft relativ schnell legt.

Petition will Unterkunft noch verhindern

Komplett in trockenen Tüchern ist die Asylunterkunft in Wolfisberg allerdings noch nicht. Einerseits werden derzeit rechtliche Abklärungen gemacht, andererseits mobilisiert die Politik die Lokalbevölkerung, um die Unterkunft vielleicht doch noch verhindern zu können. Gemeindepräsidentin Schönmann: «Der Gemeinderat hat gemeinsam mit zwei Grossräten eine Petition gestartet. Diese wollen wir dann Pierre Alain Schnegg [Integrationsdirektor des Kantons Bern, Anmerkung der Red.] überreichen.»

Zwar sei eine Petition kein rechtlich verbindendes Instrument. «Allerdings setzt sie der Regierung ein Zeichen, dass es gegen ihre Pläne Widerstand gibt», so die Gemeindepräsidentin.

(ris)

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    #Asylunterkunft#Oberaargau
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