BernKanton Bern200 Asylsuchende sollen in 760-Seelen-Gemeinde Heiligenschwendi

200 Asylsuchende sollen in 760-Seelen-Gemeinde Heiligenschwendi

Gemeinde wehrt sich
Der Kanton Bern plant, 200 Asylsuchende im Kurhaus Haltenegg in Heiligenschwendi unterzubringen. Der Gemeinderat möchte sich dagegen wehren. Weil Heiligenschwendi nur 760 Einwohner hat, spricht er von einem «absoluten Missverhältnis».
Publiziert am Fr 14. Juli 2023 11:10 Uhr

Seit die Betreiberin des Restaurants und Kurhaus Haltenegg, die Jasom AG, Anfang Monat Konkurs gegangen ist, ist der Betrieb geschlossen, berichtet das «Thuner Tagblatt». Aufgrund der Schliessung und durch seine Grösse und Infrastruktur funktioniert das Gebäude laut dem Kanton Bern optimal als Asylunterkunft für 200 Personen. Diese sollen ab Oktober 2023 dort untergebracht werden.

Allerdings steht das Haltenegg in der Gemeinde Heiligenschwendi, welche nur 760 Einwohner hat. «Als ich nach der Anzahl Leute gefragt habe, die in unser Dorf kommen würden, hat mich fast der Schlag getroffen», sagt Heiligenschwendis Gemeindepräsident Christian Zwahlen gegenüber dem «Thuner Tagblatt». Er sagt weiter, speziell wolle die Gemeinde keine Flüchtenden mit Kindern, weil ihre Schule bereits überlastet sei.

Vom Kanton heisst es: Die Geflüchteten seien zur Hälfte allein unterwegs, zur Hälfte in Familien, lässt sich Stabsleiter Raphael Ben Nescher von der Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion im Bericht zitieren. Die Geflüchteten seien dem Kanton Bern vom Bund zugewiesen worden. Ihre Unterbringung im Haltenegg werde momentan geprüft. 250 Bettenplätze würden dort ausgerüstet und 200 davon belegt.

Nicht einfach, Gebäude zu finden

Die Situation ist ähnlich wie in der Oberaargauer Gemeinde Wolfisberg Mitte Juni, wo 120 Asylsuchende in die Gemeinde mit 180 Einwohnern kommen sollten. Auch dort sorgte der Plan für grossen Unmut.

Es sei zu keiner Zeit einfach, geeignete Gebäude für Asylunterkünfte zu finden, sagt Raphael Ben Nescher gegenüber dem «Thuner Tagblatt», und durch die vielen Geflüchteten im Moment sei es noch schwerer. Der Kanton müsse deshalb die Liegenschaften mieten, die er überhaupt bekommen könne. Beim Verhältnis von Gemeindeeinwohnern und Asylsuchenden, die dorthin kommen, gebe es im Kanton «extremere Beispiele».

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Der Gemeinderat von Heligenschwendi will das so nicht akzeptieren. An seiner letzten Sitzung hat er laut der Zeitung beschlossen, dass die Geflüchteten in der Gemeinde «nicht willkommen» sind. In einem Schreiben an die Bevölkerung heisse es, die Unterbringung von so vielen Asylbewerbern in der Gemeinde stehe «in einem absoluten Missverhältnis» und sei «nicht tragbar». Man wolle deswegen versuchen, die Unterkunft «mit baurechtlichen Mitteln» zu verhindern.

    #Asyl#Asylunterkunft#Politik
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