BernKanton Bern«Viel Wehmut»: Urs Kessler über das Ende der Snowpenair-Ära

© TeleBärn / BärnToday

«Viel Wehmut»: Urs Kessler über das Ende der Snowpenair-Ära

25. und letzte Ausgabe
Gotthard, Gölä und Simply Red: Alle diese Acts werden am Wochenende auf dem Männlichen am Snowpenair auftreten. Ja, richtig gelesen, das Openair findet nicht auf der Kleinen Scheidegg, sondern auf dem Männlichen statt. Urs Kessler, CEO der Jungfraubahnen, erzählt im Interview über die Hintergründe des Standortwechsels und verrät seine Highlights aus 25 Jahren Snowpenair.
Publiziert am Do 21. März 2024 08:02 Uhr

BärnToday: Urs Kessler, dieses Wochenende steht das 25. und gleichzeitig letzte Snowpenair an. Wie ist Ihnen zumute?

Urs Kessler: Einerseits ist natürlich viel Wehmut da – hinter 25 Jahren Snowpenair stecken viele Geschichten. Es gab schwierige Zeiten: Während Corona konnten wir den Anlass zwei Mal nicht durchführen. Aber wir erlebten auch ungemein viele tolle Momente.

Diese Stars spielten am Snowpenair:

Schon andere Jahre wurde angekündigt, es sei nun das letzte Snowpenair. Handelt es sich 2024 wirklich um die letzte Durchführung oder ist es nur die letzte Ausgabe mit Ihnen?

Nein, es ist definitiv die letzte Snowpenair-Ausgabe. Die Rahmenbedingungen haben sich markant verändert – insbesondere nach Corona. Vor der Pandemie konnten wir auf der Kleinen Scheidegg 9000 Tickets verkaufen. Hier auf dem Männlichen sind es maximal 6000 Tickets, die wir absetzen können. Auch andere Punkte wurden schwieriger. Die Gagen der Kunstschaffenden sind beispielsweise seit der Pandemie gestiegen. Es ist sehr schwierig geworden, überhaupt noch Künstlerinnen und Künstler zu einem einigermassen vernünftigen Preis zu engagieren. Ohne Sponsoren könnten wir das Konzert mit 6000 Zuschauenden schon lange nicht mehr durchführen. Es sind also viele Faktoren, die mitspielen.

Festivals spriessen hier und da aus dem Boden. Ist ein Überangebot solcher Events auch mit ein Grund, dass es kein Snowpenair mehr geben wird?

Auch das ist eine Ursache. Aber der Hauptgrund sind die gestiegenen Gagen der Künstlerinnen und Künstler. Internationale Acts lassen sich fast nicht mehr bezahlen. Ich kenne Acts, die vor zehn Jahren noch 50'000 Franken gekostet haben. Heute verlangen sie das Zehnfache.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Die Verträge sind vertraulich, daher möchte ich keine Namen nennen. Natürlich waren viele der Künstler international damals auch noch nicht so bekannt wie heute. Aber eine andere Schwierigkeit ist auch, dass wir ein fixes Datum – das Wochenende vor Ostern – haben. Es ist schwierig, Künstler zu finden, wenn sie nicht gerade auf Tour sind.

Trotzdem haben schon diverse Grössen am Snowpenair gespielt. Wie haben Sie es damals geschafft, Bryan Adams, Gotthard oder die Scorpions zu engagieren?

Am Anfang war es tatsächlich schwierig, aber mit der Zeit entwickelt sich ein gewisses Vertrauen. Unser Motto war es immer, ihnen etwas mehr als an anderen Orten zu bieten – also nicht nur ein tolles Hotel, sondern auch ein Rahmenprogramm. Bryan Adams ist beispielsweise Ski gefahren, als er 2004 zum ersten Mal da war. Wir haben extra den Lauberhornlift für ihn laufen lassen. Solche Aktionen wurden von den Künstlern geschätzt – sie wussten, dass wir bereit sind, eine Extrameile für sie zu gehen.

Haben Sie ein persönliches Highlight aus 25 Jahren Snowpenair?

Da gab es verschiedene. Etwas, was mich emotional tief bewegt hat, war die Band Roxette im Jahr 2013. One Republic – damals noch nicht so bekannt – spielten als Vorband. Roxette waren gesundheitlich angeschlagen, spielten aber trotz Beschwerden. Sängerin Marie Fredriksson starb dann ja einige Jahre später an Krebs. Dieser Auftritt ist mir sehr in Erinnerung geblieben. Aber auch Zucchero, der bei einem Auftritt eine halbe Stunde lang eine Zugabe gespielt und damit das ganze Programm durcheinander gebracht hat, war ein spezielles Erlebnis.

Das Snowpenair sorgte in der Vergangenheit auch immer wieder für Diskussionen. Gibt es entsprechend auch Sachen, die Sie nicht vermissen werden?

Ich bedaure es nach wie vor, dass wir das Snowpenair nicht mehr am besten Standort – nämlich auf der Kleinen Scheidegg – durchführen können. 1997 haben wir nach dem besten Standort in der Region gesucht, um diese Konzerte durchzuführen. Die Kleine Scheidegg war ein Topstandort, da sie von Lauterbrunnen und Grindelwald her erschlossen ist.

Wurden punkto Nachhaltigkeit auch schon kritische Stimmen laut, da das Material für das Snowpenair mit Helikopter hoch transportiert werden musste?

Nachhaltigkeit gehört zur DNA der Jungfraubahnen. Alles, was wir an Material auf den Berg transportieren mussten – dieses Jahr sind es rund 60 Tonnen –, haben wir bereits Ende Oktober transportiert – mit so wenig Helikopterflügen wie möglich. Manche Teile können mit der Bahn befördert werden.

Alles wird immer teurer. Kann ein Event wie das Snowpenair überhaupt noch rentieren?

Unser Ziel war es nie, Geld zu verdienen, sondern eine Investition für die ganze Jungfrauregion zu schaffen. Ziel war es stets, eine schwarze Null zu schreiben. Wenn wir nicht ausverkauft sind, ist das allerdings nicht möglich. Das wird auch dieses Jahr so sein. Ohne Sponsoren wäre das Snowpenair nicht mehr durchführbar.

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

    #Festival#Openair
© BärnToday