BernKanton BernBrücken in Kandersteg entsprechen nicht mehr Statik-Norm – nun folgen Massnahmen

Brücken in Kandersteg entsprechen nicht mehr Statik-Norm – nun folgen Massnahmen

Bis zur Sanierung
Bei zwei Brücken nach der N6-Ausfahrt Kandersteg in Richtung Autoverlad wird eine Gewichtsbeschränkung von 20 Tonnen eingeführt. Es handle sich um eine Vorsichtsmassnahme, teilte das Bundesamt für Strassen am Mittwoch mit.
Publiziert am Mi 25. Okt. 2023 20:17 Uhr
© Bundesamt für Strassen ASTRA
- Die N6 in Kandersteg

Die ehemalige Kantonsstrasse durchs Kandertal von Spiez bis Kandersteg ging 2020 an den Bund über. Seither wird die Strecke untersucht, um den Sanierungsbedarf festzulegen. Diese Analysen ergaben nun, dass die Brücken die heutigen, strengeren Normen bezüglich Statik nicht mehr erfüllen. Sie wiesen eine erhöhte Korrosionsbildung auf, teilte das Bundesamt für für Strassen Astra mit.

Laut Astra wurde nun – in Absprache mit dem Autoverlad der BLS – eine Gewichtsbeschränkung von 20 Tonnen für Fahrzeuge, welche über die beiden Brücken möchten, eingeführt. Die beiden Brücken in Richtung Autoverlad sind rund 50 Jahre alt und sollen, zusammen mit acht weiteren Brücken, ab etwa 2026 saniert werden.

Lukas Studer, Informationsbeauftragter ASTRA Thun, gibt Auskunft, warum man sich als Autofahrer aber keine Sorgen machen muss.

BärnToday: Zwei Brücken in Kandersteg hat das Astra genauer unter die Lupe genommen. Beide führen in Richtung Autoverlad und erfüllen die statischen Normen nicht mehr. Was ist genau das Problem?

Lukas Studer: Beide Brücken wurden vor etwa 50 Jahren gebaut. Damals war noch weniger Verkehr unterwegs, zudem war er auch nicht so schwer – die Anforderungen an den Brückenbau waren anders. Heutzutage sind sie strenger, da wir mehr und schwereren Verkehr haben. Somit erfüllen die beiden Brücken die Anforderungen nicht mehr. Die Brücken können nicht einstürzen – denen geht es noch gut. Aber wegen der strengeren Anforderungen haben wir nun die Gewichtsbeschränkungen eingeführt, damit wir bis zur Sanierung eine saubere Sache haben. Somit handelt es sich um eine reine Vorsichtsmassnahme.

Hört man «Brücke» und «Sicherheit», denkt man sofort an die Morandi-Brücke in Genua, welche eingestürzt ist. Müssen sich Autofahrerinnen und Autofahrer nun Sorgen machen?

Absolut nicht. Die Brücken sind sicher und können weiterhin befahren werden. Alle Brücken auf den Nationalstrassen werden regelmässig inspiziert und dabei werden die Brücken genau unter die Lupe genommen. Daher haben wir einen guten Überblick über den Zustand unserer Brücken. Und dieser Zustand ist allgemein gut. Wir haben die Gewichtsbeschränkung von 20 Tonnen rein wegen der strengeren Normen gemacht. Von einem Einsturz sind wir allerdings weit entfernt. Wohnwagen und kleinere Lieferwagen können weiterhin problemlos über die Brücken fahren.

© Keystone/EPA ANSA/LUCA ZENNARO
- Die Morandi-Brücke in Genua ist am 14. August 2018 eingestürzt. 43 Menschen haben bei diesem Unglück ihr Leben verloren.

Wie viele Fahrzeuge betrifft die Limitierung für diesen Streckenabschnitt?

In enger Absprache mit der BLS haben wir diese Bestimmungen getroffen. Der Autoverlad selber hat eine Gewichtsbeschränkung von 28 Tonnen, deswegen betrifft unsere neu bestimmte Gewichtsbeschränkung der Brücke nur einzelne Fahrzeuge. Die BLS ist mit den Betroffenen in Kontakt und sucht andere Lösungen, wie beispielsweise das Aufteilen der Ladung, sodass die Fahrzeuge beim Passieren weniger als 20 Tonnen schwer sind. Wenn es mal hart auf hart kommt und es unmöglich ist, die Ladung aufzuteilen, können wir vereinzelt Transporte über 20 Tonnen zulassen. Betroffen ist so nur eine ganz kleine Anzahl der Transporte.

Bezahlt der Bund etwas für Mehraufwände bei betroffenen Fahrzeugen?

Es gibt teils sehr individuelle Lösungen, aber eine Kostenübernahme durch den Bund ist nicht vorgesehen.

Bleibt diese Limitierung eine längere Zeit bestehen?

Die Brücken werden 2026 und 2027 saniert, bis dahin bleibt diese Limitierung bestehen. Da nur wenige Fahrzeuge von dieser Massnahme betroffen sind, finden wir diesen Schritt vertretbar.

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Das Strassennetz Spiez–Kandersteg gehörte früher dem Kanton Bern, nun gehört es dem Bund. Hat der Kanton Bern die Sanierung verschlafen?

Das kann man so nicht sagen. Der Kanton hat das gemacht, was die finanziellen Mittel zugelassen haben. Die Brücken sind bereits älter und für Nationalstrassen gelten andere Anforderungen als bei Kantonsstrassen. Die Sanierungen der Brücken gehört halt zum Lauf der Zeit, aber der Kanton hat uns eine gute Strasse überlassen.

Es sei eine strenge Norm. Weshalb lockert man diese nicht einfach? So könnte man die Gewichtslimitierung umgehen.

Das wäre eine gefährliche Bewegung, wenn wir Normen lockern würden, nur damit wir weniger machen müssen. Normen verändern sich schon, aber es gibt auch Gründe, weshalb diese so streng sind: Nationalstrassen haben eine nationale Bedeutung und werden dementsprechend oft benutzt. Ich denke, alle sind froh darüber, wenn Nationalstrassen hohe Normen aufweisen, damit man mit einem sicheren Gewissen auf diesen Strassen fahren kann.

    #Strassenverkehr#Verkehr
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